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Mit gesunden Mitarbeitern durch die Erkältungszeit dank Salutogenese

In einer Welt, die sich ständig verändert, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Mitarbeitenden nicht nur leistungsfähig, sondern auch gesund zu halten. Besonders im Bereich Human Resources (HR) spielt die Förderung der Gesundheit eine zentrale Rolle. Ein vielversprechender Ansatz, der in diesem Zusammenhang zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Salutogenese. Doch was verbirgt sich hinter diesem Konzept, und wie kann es praktisch im HR-Management angewendet werden, um die Resilienz der Mitarbeitenden zu stärken und den Krankenstand zu senken?

 

Was ist Salutogenese?

 

Der Begriff Salutogenese stammt vom Medizinsoziologen Aaron Antonovsky, der in den 1970er Jahren ein Modell zur Erklärung von Gesundheit und Krankheit entwickelte. Im Gegensatz zur Pathogenese, die sich auf die Ursachen von Krankheit konzentriert, fragt die Salutogenese: „Was hält Menschen gesund?“.

 

Antonovsky stellte fest, dass Menschen trotz belastender Lebensumstände und Stressfaktoren gesund bleiben können. Dies führte ihn zu der Erkenntnis, dass Gesundheit ein dynamischer Prozess ist, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Im Zentrum seiner Theorie steht das „Kohärenzgefühl“ (Sense of Coherence), das sich aus drei Komponenten zusammensetzt:

 

1. Verstehbarkeit: Die Fähigkeit, die Welt und die eigenen Erfahrungen als verständlich und geordnet wahrzunehmen.

2. Handhabbarkeit: Das Vertrauen darauf, dass man die Ressourcen hat, um mit Herausforderungen umzugehen.

3. Sinnhaftigkeit: Das Gefühl, dass das Leben und die Arbeit einen Sinn haben und es sich lohnt, sich dafür zu engagieren.

 

Menschen mit einem starken Kohärenzgefühl sind laut Antonovsky besser in der Lage, mit Stress und Belastungen umzugehen, was ihre Gesundheit positiv beeinflusst.

 

Warum Salutogenese im HR-Management?

 

Die Anwendung der Salutogenese im HR-Management bietet zahlreiche Vorteile. In einer Arbeitswelt, die durch hohe Anforderungen, ständige Veränderungen und zunehmende Unsicherheiten geprägt ist, kann ein salutogenetischer Ansatz dazu beitragen, die Resilienz der Mitarbeitenden zu stärken und so den Krankenstand zu senken. Dies geschieht, indem das Arbeitsumfeld und die Unternehmenskultur so gestaltet werden, dass sie das Kohärenzgefühl der Mitarbeitenden fördern.

 

1. Verstehbarkeit fördern:

Eine transparente Kommunikation ist der Schlüssel, um Verstehbarkeit zu schaffen. Mitarbeitende sollten die Ziele und Prozesse des Unternehmens verstehen können. Dies kann durch regelmäßige Updates, klare Anweisungen und eine offene Kommunikationskultur erreicht werden. Wenn Mitarbeitende die Unternehmensstrategie und ihre eigene Rolle darin verstehen, fühlen sie sich sicherer und sind besser in der Lage, sich an Veränderungen anzupassen.

 

2. Handhabbarkeit stärken:

Um die Handhabbarkeit zu fördern, ist es wichtig, den Mitarbeitenden die notwendigen Ressourcen und Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Dies kann durch Schulungen, Mentoring-Programme oder den Zugang zu unterstützenden Technologien geschehen. Zudem sollten Arbeitsbelastungen realistisch und fair verteilt sein, damit Mitarbeitende nicht das Gefühl haben, überfordert zu sein. Auch die Förderung von Kompetenzen, die zur Bewältigung von Herausforderungen notwendig sind, spielt eine zentrale Rolle.

 

3. Sinnhaftigkeit betonen:

Die Sinnhaftigkeit der Arbeit kann durch eine starke Unternehmenskultur und sinnstiftende Aufgaben gesteigert werden. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihre Arbeit einen positiven Beitrag leistet – sei es für das Unternehmen, die Gesellschaft oder die eigene persönliche Entwicklung – sind sie motivierter und widerstandsfähiger gegenüber Stress. Führungskräfte können hier durch Anerkennung, Feedback und die Einbindung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse einen großen Unterschied machen.

 

Praktische Anwendung von Salutogenese im HR-Management

 

Wie lässt sich das Konzept der Salutogenese konkret in die Praxis umsetzen? Hier sind drei konkrete Maßnahmen, die HR-Verantwortliche ergreifen können:

 

1. Entwicklung einer gesundheitsfördernden Unternehmenskultur:

Eine Kultur, die Gesundheit und Wohlbefinden fördert, beginnt bei der Führung. Führungskräfte sollten als Vorbilder agieren und selbst auf ihre Gesundheit achten. Eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen, Respekt und Wertschätzung basiert, trägt dazu bei, dass sich Mitarbeitende sicher und unterstützt fühlen. Regelmäßige Gesundheitschecks, Angebote zur Stressbewältigung und flexible Arbeitszeiten sind nur einige Beispiele, wie eine solche Kultur gefördert werden kann.

 

2. Förderung von Resilienz- und Gesundheitskompetenzen:

Schulungen und Workshops, die auf die Stärkung der Resilienz und Gesundheitskompetenzen abzielen, sind eine weitere wichtige Maßnahme. Diese Programme können Themen wie Stressmanagement, Achtsamkeit, gesunde Ernährung und Bewegung abdecken. Sie sollten so gestaltet sein, dass sie den Mitarbeitenden nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern auch praktische Fähigkeiten, die sie im Alltag anwenden können.

 

3. Unterstützung durch betriebliche Gesundheitsförderung (BGF):

Die betriebliche Gesundheitsförderung kann einen großen Beitrag zur Stärkung des Kohärenzgefühls leisten. Neben klassischen Angeboten wie ergonomischen Arbeitsplätzen und Fitnessprogrammen können auch psychosoziale Beratungsdienste und ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) implementiert werden. Wichtig ist, dass diese Angebote leicht zugänglich und auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmt sind.

 

Erfolgsfaktoren für die Implementierung

 

Die erfolgreiche Implementierung des salutogenetischen Ansatzes im HR-Management hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst ist es wichtig, dass die Unternehmensführung den Ansatz aktiv unterstützt und die notwendigen Ressourcen bereitstellt. Ohne die Unterstützung von oben bleibt der salutogenetische Ansatz oft nur ein theoretisches Konzept ohne praktische Wirkung.

 

Zudem sollten die Maßnahmen zur Förderung der Salutogenese regelmäßig evaluiert und an die sich verändernden Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst werden. Eine kontinuierliche Feedback-Kultur kann hier wertvolle Einblicke liefern. Die Mitarbeitenden sollten zudem aktiv in den Prozess eingebunden werden, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen tatsächlich ihre Bedürfnisse und Herausforderungen adressieren.

 

Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist die Integration des Salutogenese-Ansatzes in alle HR-Prozesse. Von der Einstellung über die Weiterbildung bis hin zur Leistungsbeurteilung sollte das Kohärenzgefühl der Mitarbeitenden im Fokus stehen. Auch die Arbeitsumgebung sollte so gestaltet werden, dass sie die Gesundheit und das Wohlbefinden fördert. Dies umfasst nicht nur physische Aspekte wie ergonomische Arbeitsplätze, sondern auch psychologische Faktoren wie ein unterstützendes Arbeitsklima.

 

Fazit: Salutogenese als Schlüssel zu gesunden und resilienten Mitarbeitenden

 

Die Anwendung des Salutogenese-Konzepts im HR-Management bietet eine vielversprechende Möglichkeit, die Gesundheit und Resilienz der Mitarbeitenden zu fördern und den Krankenstand zu senken. Durch die Stärkung des Kohärenzgefühls können Mitarbeitende besser mit den Herausforderungen des Arbeitsalltags umgehen und bleiben auch in stressigen Zeiten leistungsfähig.

 

HR-Verantwortliche sollten daher prüfen, wie sie die Prinzipien der Salutogenese in ihrem Unternehmen implementieren können – sei es durch die Förderung einer gesundheitsfördernden Unternehmenskultur, die Stärkung von Resilienzkompetenzen oder die Unterstützung durch betriebliche Gesundheitsförderung. Der Erfolg dieser Maßnahmen hängt von einer konsequenten Umsetzung und der Einbindung aller Mitarbeitenden ab.

 

Letztendlich trägt ein salutogenetischer Ansatz nicht nur zur Gesundheit der Mitarbeitenden bei, sondern auch zum langfristigen Erfolg des Unternehmens. Gesunde und resiliente Mitarbeitende sind motivierter, produktiver und tragen maßgeblich zur positiven Entwicklung des Unternehmens bei.

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